Hast Du Dich schon mal gefragt, ob Du die Erwartungshaltung Deiner Kandidaten kontinuierlich übertriffst? Wenn nicht, solltest Du Dir die Frage mal stellen und überlegen, wie Du das anstellen wirst — denn das kann Dein Faktor 10 in der Personalgewinnung werden.
Was unterscheidet ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch von einem erfolglosen?
Die Emotion, die im Raum ist!
Klassisch gilt, ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch ist eines, bei dem das Unternehmen und der Kandidat sich einigen und dann gemeinsam in die Zukunft gehen. Das ist zwar auch Erfolg, aber für die heutige Sichtweise auf den Kandidatenmarkt viel zu kurz gefasst.
Warum? Weil realistisch gesehen keiner der Bewerber mehr einen Job braucht, sondern einen besser passenden will.
Und genau das ist es, weshalb Vorgesetzte, Chefs und Geschäftsführer, die wirklich wachsen wollen, umdenken müssen. Bewerbungsgespräche, die Kommunikation und die Haltung zum Kandidaten haben sich massiv verändert. Kandidaten sollten beim Erstkontakt das Gefühl erhalten,
„Hier bin ich wirklich willkommen.“
Ist das bei Dir so?
Die emotionale Einbahnstraße: Stellenbeschreibungen
Wenn Du heute eine Position ausschreibst, ist das quadratisch, praktisch und gut, aber nicht emotional.
Mach Dir den Spaß und gib bei StepStone genau die Jobbeschreibung ein, die Du gerade besetzen willst. Du wirst sehen, dass die Beschreibung mit der von zig anderen Firmen identisch ist. Damit bist Du austauschbar! Deine Personalgewinnung läuft ins leere!
Stellenanzeigen müssen keine emotionale Einbahnstraße sein. Du erwartest ein feuriges Anschreiben von Deinen Kandidaten, um zu sehen, wieviel Herzblut sie einbringen, dazu einen geradlinigen Lebenslauf und hervorragende Referenzen?
Was bekommt der Bewerber denn von Dir persönlich zu sehen, um darüber nachzudenken, ob er sich bewerben sollte?
Zeige Emotionen, Persönlichkeit, und sei ehrlich, Du wirst mehr Reaktionen und damit Kontaktmöglichkeiten erhalten und nicht nur Stellen besetzen, sondern besseres Personal gewinnen.
„Ein Toastbrot hatte mehr Leidenschaft als dieses Bewerbungsgespräch.“ (Original Feedback eines Kandidaten)
Die Haltung bei 80% der Vorgesetzten ist nach wie vor: Der Bewerber kommt zu uns, und wir prüfen, ob er passt! Daraus resultieren Folgeprobleme.Vorgesetzte kommen zwischen zwei Meetings in den Raum und sagen „Herzlich willkommen bei uns, Herr Schmidt von der HR hat Ihnen sicher schon alles über uns erzählt, ich hoffe, Sie konnten sich einen guten Überblick verschaffen. Da ich viel zu tun habe, kann ich nicht lange bleiben und habe nur ein paar ganz gezielt Fragen: X,Y, Z, ah ja, danke für Ihre Zeit. Herr Schmidt wird das weitere Prozedere mit Ihnen besprechen. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.“
Dieses Vorgehen repräsentiert folgende Glaubenssätze in der Personalgewinnung:
- Es gibt ausreichend Fachkräfte, und ich suche mir aus, wer passt.
- Die Kandidaten brauchen einen Job.
- Wir sind bekannt und begehrt und deswegen wird der Kandidat schon aufgrund unseres Brands zu uns kommen wollen.
Diese Glaubenssätze stoßen in der heutigen Zeit auf eine vollkommen gegenteilige Realität.
Wenn Dir der Mensch nicht wichtig ist, sondern nur seine Arbeitskraft, dann brauchst Du auch kein Bewerbungsgespräch zu führen!
Ab einer gewissen Ebene weißt Du, es geht um sehr viel, und Du nimmst Dir Zeit, Ruhe und bist mental auf das Gespräch eingestellt. Genau diese Vorbereitung brauchst Du und Deine Organisation für jedes Bewerbungsgespräch, das Du in der Firma führst. Ob nun CNC-Fräser oder Vorstand — emotional gesehen, sollten beide Ebenen die gleiche emotionale Strahlkraft haben.
Emotionen verzerren das Bild!
Jahrzehnte hat man uns beigebracht, dass Emotionen die Einschätzung auf Personal stark beeinflussen und man hat angefangen, Emotion durch neutrale Bewertungsmethoden zu ersetzen.Wir wurden zu Maschinen erzogen, die heute leider kaum noch wissen, wie es anders geht.
Sobald Du in einem technisch-herstellenden Betrieb tätig bist, hast Du ein Riesenproblem, denn hier ist diese Reduzierung auf die Fähigkeit eines Bewerbers noch viel ausgeprägter als im Dienstleistungssektor. Wenn Du eine höhere Erfolgsquote in den Bewerbungsgesprächen haben willst, dann lässt Du Emotionen wieder zu.
Was kannst Du tun?
Du darfst sagen: „Klasse, dass Sie das gemacht haben“ (Wertschätzung), Du darfst Dir Sorgen machen: „Ehrlich gesagt, finde ich Sie vom Typ her toll, bin mir aber unsicher, ob Sie in der Lage sind, die Herausforderung zu stemmen.“
Alles, was ehrlich ist, wird emotional beim Kandidaten dazu führen, das er Dich als Mensch wahrnimmt, und das ist der große Unterschied zu Deinen Konkurrenten-
Die Zeiten, in denen Sympathie, Emotionen und Begeisterung ausgeblendet wurden, sind vorbei, fange neu an.
Wachstum braucht diese Emotionen!
Willst Du wirklich wachsen? Ja sollte die Antwort sein, und wenn dem so ist, dann fang an, emotional zu denken. Du hast ein Problem und suchst einen Mitarbeiter. Hier definierst Du nicht nur eine Position, sondern fängst auch an, das psychologische Modell „Beginners Mind Set“ zu nutzen. Dieses Modell ermöglicht Dir einen Ausbruch aus dem Alltag. Wie würdest Du die Position heute definieren — mache nicht alles so wie immer, sondern frag Dich selbst: Ist das noch aktuell, brauchen wir das noch genau so? Und dann pass den Status quo an die heutigen Bedürfnisse an. Füge mehr Persönlichkeit, in die Position ein.
Jeder neudeutsche „Touch-Point“, also die Berührung mit dem Bewerber, kann emotional betrachtet werden.
Wie geht es dem Bewerber dabei?
Erfülle ich Erwartungen?
Übertreffe ich Erwartungen?
Überrasche ich Bewerber?
Das gilt für die Stellenanzeige, das Medium das Du nutzt, den Job den Du besetzen willst, das Bewerbungsgespräch und das Feedback. Die Welt ist bunt und nicht schwarz-weiß! Nutze die Energie Deines Unternehmens, um Zukunft zu schaffen.
Zehn Schritte, die Du heute umsetzen kannst, um zu wachsen:
- Nutzen wir Emotionen in der Personalgewinnung aktiv? Nein? Ändern!
- Ist mein Bedarf / meine Positionsbeschreibung aktuell überdacht worden?
- Wenn man meine Stellenbeschreibung liest, sind es nur Anforderungen und ein Job, oder biete ich mehr an? 4 Welche Motivationen können Kandidaten haben, bei mir anzufangen?
- Habe ich für diese möglichen Motivationen jeweils einen Prozess, der die Kernmotivation fördert?
- Wie funktioniert die Kommunikation mit dem Kandidaten, sobald er sein Interesse geäußert hat? Übertreffe ich Erwartungshaltungen?
- Das Bewerbungsgespräch wird umgetauft in: Kennenlerngespräch, und ich versuche den Menschen hinter der Arbeitskraft zu sehen.
- Mein Ziel in jedem Bewerbungsgespräch ist:Jeder Kandidat geht mit dem Gefühl heim, dass wir als Unternehmen klasse sind.
- Mehr Flexibilität in eingemauerten Rahmenbedingungen. Der Vorgänger hat so viel verdient, daher sind wir nicht bereit ,mehr zu zahlen, ist die falsche Ausgangslage. Was ist Dir die beste Besetzung in dieser Position wert? Welcher Wertbeitrag besteht?
- Hast Du Spaß bei der Personalgewinnung, wird auch Dein Team Spaß daran haben. Probieren es aus, teste, finden Deinen Weg. Und: Ja, es ist ein Unternehmen, das Mitarbeiter sucht, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu erbringen.Aber wie Du an die Mitarbeiter kommst, hat sich grundlegend geändert, und daher ist es wichtig, dass Du Deine Haltung zu dem Thema Personalgewinnung ebenfalls änderst.